Familie Erhard

Historisches

Kurzer Überblick über die Geschichte von Rannungen

Ich beziehe mich dabei auf folgende zwei Bücher des Rannunger Lokalhistorikers Alfred Memmel:
- Zwölf Jahrhunderte Rannunger Geschichte (772-1972). Münsterschwarzach 1972.
- 800 Jahre Pfarrei Rannungen. Bad Kissingen 1988.

Das Rannunger Wappen besteht vor allem aus zwei senkrechten Teilen. Die linke Hälfte beherrscht das Fuldaer Kreuz. Die rechte Hälfte zeigt den fränkischen Rechen."

                                                                         


  • Die Ursprünge des Dorfes

  • Rannungens belegte Ortsgeschichte beginnt mit einer Schenkungsurkunde, die am 20. Januar 772 in Fulda ausgestellt wurde. In ihr wird der Ort zum ersten Mal als "Ramnungen" erwähnt und dem Kloster Fulda übereignet.
    Auffällig ist, dass der Dorfname in den vergangenen zwölf Jahrhunderten beinahe keine Veränderung erfahren hat. Er leitet sich wohl von dem germanischen Wort "rhaban" ab, an das das bekannte alemannische oder thüringische Herkunftssuffix angehängt wurde. Rannungen bedeutet also soviel wie "Rabenort". Deshalb trug auch das älteste Gästehaus des Ortes zu Recht den Namen "Gasthaus zum Raben".
    Alfred Memmel formuliert noch vorsichtig, wenn er sagt, dass eine Besiedlung vor der karolingischen Zeit, vielleicht schon zur Römerzeit, nicht nachgewiesen werden könne, aber auch nicht unmöglich sei.
    Seit ca. 15 Jahren aber ist eine durchgehende Besiedlung Rannungens seit dem "Neolithikum" (Jungsteinzeit ab ca. 5500 v. Chr.) nachgewiesen. Die ältesten Funde, die Reinhard Klopf (http://www.reinhardklopf.de) auf Rannunger Markung machen konnte, stammen aus dem "Mittelpaläolithikum", der Zeit des Neandertalers ca. 130.000 - 30.000 v. Chr..
    Auf seiner Seite ist u.a. ein in Rannungen gefundener Schaber zu sehen, der aus der Altsteinzeit stammt.

    Da es im 9. Jh. zahlreiche Schenkungen in Rannungen an Fulda gibt, kann man davon ausgehen, dass das Kloster erster Territorialherr dieser Siedlung war.

  • Geschehnisse bis zur Reformationszeit

  • In den folgenden Jahrhunderten nahm, wie die spärlichen Quellen erschließen lassen, der Einfluss des Klosters von Fulda ab, während die Henneberger Gaugrafen im Grabfeld an Macht gewinnen. Einige Rannunger Besitzungen, z.B. die Burg, fallen auch an das Hochstift Würzburg. Weitere bedeutende Herren waren die Herbilstädter.
    In den unsicheren Zeiten zwischen dem 13. und 15. Jh. gaben die Einwohner ihr ursprüngliches Siedlungsgebiet im Wiesental auf und zogen nach Norden in den Schutz der Burg auf der Anhöhe.

  • Die Reformationszeit

  • Weil sich die Rannunger Bauern von der Leibeigenschaft und den Abgaben unter dem Fürstbischof befreien wollten, nahmen sie in großer Zahl am Bauernaufstand von 1525 teil. Der Groll gegen die Grundherren führte auch dazu, dass die Münstersche Burg geplündert und zerstört wurde. 1545 wurde das Schloss wieder aufgebaut. Schwerwiegende Verwütungen richtete 1553 der Raubzug von Alcibiades von Brandenburg an, bei dem einen Großeil des Dorfes verwüstet wurde.

  • Das 17. Jahrhundert

  • Die Häfte der Güter in Rannungen fiel nun an den Füstbischof von Würzburg. Der andere Teil befand sich noch i n den Händen der Herren von Müster, den Nachfolgern der Herbilstädter. Die Burg war noch bis ins 19. Jahrhundert von ihren Nachfahren bewohnt. Einige Güter wurden vom Bischof bereits an die Untertanen vererbt.
    Neuerlich eine Katastrophe bedeutete der 30-jährige Krieg für das Dorf. 1636 kam es zwischen Rannungen und Pfädhausen zu einem Reitergefecht, an dem die Schweden beteiligt waren. König Gustav Adolf hielt sich währenddessen in Madenhausen auf. 1641 wurde das Dorf erneut von den Schweden heimgesucht. Schule, Kirche und Pfarrhaus waren nicht mehr benutzbar. Die Not war sehr groß.

  • Das 18. Jahrhundert

  • Nach dem mühsamen Wiederaufbau - d ie Kirche wurde 1715/16 neu errichtet - brach weiteres Unglück auf Rannungen herein. 1726 legte ein Großbrand das halbe Dorf in Schutt und Asche. In den Jahren davor hatte es zahlreiche Missernten gegeben. Daher wurden in der Folgezeit zahlreiche Bittgänge und Wallfahrten und auch der christliche Gruß eingeführt.

  • Die Napoleonische Zeit

  • Schon 1798 hatten sich französische Truppen auf dem "Hock" niedergelassen und sind in das Dorf eingefallen. Auch in den folgenden Jahren waren Truppendurchmärsche und Einquartierungen an der Tagesordnung. Deshalb zogen viele Einwohner in die umliegenden Wälder. 1812/13 befanden sich auch russische Soldaten im Ort. Einige namentlich bekannte Bürger mussten an den Feldzügen der Napoleonischen Zeit zwischen 1800 und 1813 teilnehmen. Dass die Rannunger unter diesen Umständen auch an Hungersnöten litten, bedarf keiner Erklärung.

  • Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts

  • Die Unwetter der Jahre 1856 und 1882 richteten einen unvorstellbaren Schaden im Dorf selbst, auf der Flur und in den Wäldern an. Im Bruderkrieg von 1866 zwischen Bayern und Preußen blieb Rannungen verschont, obwohl bei Bad Kissingen eine Schlacht stattfand. Im deutsch- französischen Krieg von 1870/71 standen etwa 20 Männer im Feld. Daneben brachte das 19. Jahrhundert aber eine Reihe von Vereinsgründungen:
    1868: Gesangsverein
    1869: Freiwillige Feuerwehr
    1874: Veteranen- und Kriegsverein
    Die friedliche Zeit am Ende des Jahrhunderts wurde auch zu Bauprojekten genutzt: Es entstanden ein Schulhaus, ein Kindergarten und die Kirche wurde erweitert.

  • Das 20. Jahrhundert

  • Im ersten Weltkrieg fanden 36 Rannunger den Tod. Diese ehrte die Gemeinde durch die Errichtung eines Bonifatius-Kriegerdenkmals auf dem Dorfplatz im Jahre 1924. 1922 konnte im Dorf ein elektrisches Ortsnetz eingerichtet werden. Der Verbesserung des Kampfes gegen Katastrophen im wasserarmen Dorf diente die Schaffung eines Feuerweihers am Kupferbrunnen und eines Feuerwehrgerätehauses an der ehemaligen Schlossscheune. 1910 wurde der TSV gegründet, von dem an der Marienkapelle ein Sportplatz angelegt wurde.
    Während der Nazizeit entstanden um Rannungen zwei militärische Anlagen: nördlich des Dorfes die "Muna" (offiziell: Lufmunitionsanstalt Rottershausen), südlich, am Brönnhof, ein Panzerübungsplatz für die Schweinfurter Kaserne.
    Die schwerwiegenden und leiderregenden Kriegsereignisse wurden noch vom äußerst strengen Winter 1941/42 überlagert, der bis zu 32 Grad unter Null brachte. In Angst versetzten die Rannunger Bürger immer wieder die Luftangriffe auf Schweinfurt: am 17.08.43, an dem auch mein Vater, der im SKF-Hochhaus arbeitete, schwer verwundet wurde, am 14.10.43, an dem 131 feindliche Flugzeuge abgeschossen wurden, und am 24./25.2.44 erschütterten drei aufeinanderfolgende Angriffswellen die Kugellagerstadt. Etwa 220 junge Rannunger standen an den Fronten des Krieges. Am 08.04.45, dem Weißen Sonntag, drangen die Amerikaner um 16.45 Uhr nach Artellerie beschuss, bei dem zwei Frauen ums Leben kamen, in Rannungen ein.

    Zu den allgemeinen Schwierigkeiten der Nachkriegszeit, z.B. dem Wiederaufbau, der Aufnahme von ca. 300 Evakuierten und Heimatvertriebenen, kam 1947 das bis dahin größte Dürrejahr, in dem sich auch drei schwere Brände ereigneten. Ab 1948 trat eine Normalisierung ein, die der allgemeinen Verbesserung der Lage in Deutschland entsprach. Bürgermeister Leo Hofmann arbeitete in diesem Sinne. 1949 wurde ein Raiffeisen-Warenlager gebaut, 1969 ein neues Bankgebäude. Von Unglücken blieb Rannungen seither verschont, wenn man von dem heftigen Unwetter am 1. August 1958 absieht, das mehrere Scheunen und Häuser und den Friedhof verwüstete. Durch zahlreiche weitere Baumaßnahmen, Gemeindewasserleitung mit Wasserturm (1956/7), die Neugestaltung des Ortsstraßennetzes, die Erschließung neuer Baugebiete "am Stück", "am Hock" und die Mehrzweckhalle und das Sportgelände am Wasserturm, kamen neue finanzielle Belastungen auf die Gemeinde zu.
    Zuletzt wurde das Dorf durch die Neugestaltung der Schweinfurter und der Hauptstraße mittels Begrünung und Pflasterung des Gehsteiges weiter verschönert.
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